Arzneimittel können in vielfältiger Weise mit der Ernährung interagieren. Es gibt Interaktionen mit Lebensmitteln oder mit einzelnen Nährstoffen. Auch Einflüsse auf das Essverhalten sind möglich.
Allgemeines
Arzneimittel haben nicht nur mehr oder weniger bekannte Nebenwirkungen, sondern interagieren auch mit Nahrungsmitteln und -inhaltsstoffen. Manche Interaktionen sind weniger praxisrelevant, andere mehr. Ähnlich verhält es sich mit Nebenwirkungen. Während einige nur sehr selten auftreten, können andere die Lebensqualität merklich beeinträchtigen – vor allem bei langfristiger Einnahme. Dies ist in der (Ernährungs-)Therapie der jeweiligen Erkrankung zu berücksichtigen. Die folgenden Tabellen geben eine kleine Übersicht.
Mögliche Interaktionen mit Nährstoffen
Bekannte Beispiele sind die hemmende Wirkung von Omeprazol auf Vitamin B12 (bzw. den Intrinsic Faktor, der zur Aufnahme von Vitamin B12 benötigt wird) oder auch die beeinträchtigte Aufnahme von Folsäure durch Metformin. Kortikosteroide beeinflussen den Vitamin D- und Kalziumstoffwechsel, während Orlistat die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine behindert.
Mögliche Einflüsse auf die Nahrungsaufnahme
Einige Arzneiwirkstoffe konkurrieren mit Nährstoffen um verfügbare Stoffwechselwege, zum Beispiel mit Enzymen. Dies kann die natürliche Hunger-Sättigungs-Regulation beeinflussen.
Vor allem Psychopharmaka können appetitanregend wirken, da Veränderungen der Katecholamine und Dopamin sowie Serotonin im synaptischen Spalt auftreten. Einige Neuroleptika (z. B. Phenotiazin), Antidepressiva (z. B. Imipramin), Benzodiazepine oder MAO- Hemmstoffe wirken durch eine Steigerung des Appetits ebenfalls adipogen. Auch wird ein Einfluss von Insulin und Kortisol als möglicher Mechanismus diskutiert. Andere Medikamente beeinflussen die absolute Nahrungsmenge oder das Verhältnis der Nährstoffe zueinander. So steigert Amitryptilin den Heißhunger auf Kohlenhydrate.
Eine Appetit vermindernde Wirkung hingegen ist meist ein unerwünschter Nebeneffekt durch die Beeinträchtigung des Geruchs- und Geschmacksempfindens. Auch infolge einer verminderten Speichelsekretion oder durch Medikamente ausgelöste Übelkeit sowie Erbrechen und Schleimhautschädigungen (z. B. Zytostatika) kann die Nahrungsaufnahme sinken.
Mögliche Ernährungsrelevante Nebenwirkungen
Zu den ernährungsrelevanten Nebenwirkungen zählen beispielsweise Veränderungen des Geschmacks-, Appetit- und Durstempfindens, Gewichtszunahme und Gewichtsabnahme sowie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Völlegefühl, Verstopfung und Blähungen. Mitunter können auch Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen oder Magen-Darm-Schmerzen dazu gezählt werden. Allen gemeinsam ist, dass die Nahrungsaufnahme durch die Nebenwirkungen beeinträchtigt sein kann.
Bekannte Beispiele sind das veränderte Geschmacksempfinden bei Krebstherapeutika oder die Gewichtszunahme bei Diabetes-Medikamenten und Kortikosteroiden.
Mögliche Einflüsse von Kostformen auf Arzneimittel
Einige Kostformen können eine Anpassung der Dosierung bestimmter Arzneimittel erfordern. Hierzu zählen zum Beispiel Änderungen der Kohlenhydrataufnahme (Fasten, kohlenhydratarme Ernährung/ ketogene Ernährung), die gegebenenfalls eine Absenkung der Insulindosis oder auch anderer Diabetesmedikamente erfordern.
Beratungsmaterialien/ Downloads
Bild | Medienname | Kategorie |
---|
Das Recherche-Tabellentool enthält Angaben von knapp 700 Arzneistoffen mit Wirkstoffgruppe, ernährungsrelevanten Nebenwirkungen, Interaktionen mit Nahrungsinhaltsstoffen sowie möglichen Folgen und ernährungstherapeutisch-relevanten Indikationen, bei denen die Arzneistoffe Bestandteil der medikamentösen Therapie sein können. Die Ansicht kann vielfältig angepasst werden.
- Filter: Filtern nach Elementen in den jeweiligen Spalten; Anlegen mehrerer Filter gleichzeitig möglich.
- Group: Gruppieren der Elemente, zum Beispiel nach Wirkstoffgruppe oder Interaktionen mit Nahrungsinhaltsstoffen
- Sort: Sortieren nach Spalten
- Auswählen der Zeilenhöhe
- Print view: Drucken der Tabelle
- Schnellsuche
Die Angaben beziehen sich auf Daten des Arzneimitteltelegramms sowie Informationen aus den Werken „Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung“ (U. Gröber, 2018) und „Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Lebensmitteln“ (M. Smollich, 2020). Die Angaben werden kontinuierlich ergänzt bzw. aktualisiert und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Schwierig ist beispielsweise die Einschätzung, wann eine Interaktion mit einem Nährstoff praxisrelevant ist. Darüber herrscht Uneinigkeit unter den Fachleuten. Weitere ernährungsrelevante Nebenwirkungen werden nach und nach ergänzt. Wir nehmen gern Vorschläge und Wünsche entgegen.