Gallensteine – Krankheitsbild und Ernährungstherapie

Die westliche Ernährungsweise beeinflusst die Entstehung von Gallensteinen. Diese ist bei pauschaler Betrachtung durch eine hohe Energie-, Fett- und Zuckerzufuhr sowie einen niedrigen Ballaststoffgehalt gekennzeichnet. Die Vermutung liegt daher nahe, dass sich Veränderungen dieser Faktoren auch positiv auf das Gallensteinrisiko auswirken. Welcher Faktor hierbei allerdings die treibende Kraft spielt, ist schwer abzuschätzen.

Krankheitsbild Gallensteine im Überblick

Definition und Häufigkeit

Das Gallensteinleiden wird als Vorkommen von Gallensteinen (Konkrementen) in der Gallenblase und/ oder in den extra- bzw. intrahepatischen Gallengängen definiert. Diese entstehen, wenn sich das Konzentrationsgleichgewicht zwischen den gelösten Gallebestandteilen verschiebt und Cholesterin und/ oder Bilirubin, häufig zusammen mit Kalziumsalzen, kristallisiert.

Unter dem Einfluss von weiteren Faktoren wie einer verzögerten Gallenblasenentleerung oder einer Entzündung der Gallenblasenwand kann sich die Kristallbildung verstärken. Die Gallensteine variieren in einer Größe von einigen Millimetern bis hin zu mehreren Zentimetern und können sowohl einzeln als auch gehäuft auftreten.

Etwa 10 bis 20 % der erwachsenen Bevölkerung in den westlichen Industrieländern entwickeln im Laufe ihres Lebens ein Gallensteinleiden [Kra 1999]. In der Mehrzahl der Fälle bleibt die Erkrankung unentdeckt, da typische Beschwerden fehlen und die Krankheit stumm verläuft. Nur in etwa 20 bis 50 % der Fälle verursachen die Gallensteine Schmerzen [Sch 2006] und erfordern in den meisten Fällen eine chirurgische Entfernung der Gallenblase. Laut dem BQS-Qualitätsreport von 2004 werden in Deutschland jedes Jahr über 170.000 Cholezystektomien durchgeführt. Mit steigendem Alter erhöht sich die Anzahl der Betroffenen, wobei Frauen ein zweifach höheres Risiko für Gallensteine aufweisen [Völ 2005].

Ursachen und Risikofaktoren

Zu den Hauptrisikofaktoren zählen die sogenannten 4 F-Faktoren female (weiblich), fertil (fruchtbar), forty (über 40 Jahre) und fat (übergewichtig). Ergänzt werden die Hauptrisikofaktoren durch family (familiär gehäuft) und fair-skinned (hellhäutig). Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen spielen ebenso wie die Lebensstilfaktoren Ernährung und Bewegung eine Rolle.

4 F-Regel

Hauptrisikofaktoren (4-„F“-Regel)

  • Female (weiblich)
  • Fecund/ fertil (im fortpflanzungsfähigen Alter)
  • Forty (Alter ab 40)
  • Fat (übergewichtig)

Teilweise wird die 4-„F“-Regel noch ergänzt durch:

  • Family (familiäre Häufung)
  • Fair-skinned (hellhäutig)

Risikofaktoren

Ernährung: Eine kalorienreiche Ernährung bzw. ein hoher Konsum raffinierter Zucker und Weißmehlprodukte fördert die Ausbildung von Gallensteinen. Eine ballaststoffreiche Kost bzw. geringe Mengen Alkohol schützen vor der Steinbildung [Cue 2004]. Bei parenteraler Ernährung verändert sich die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit, sodass es auch hier häufiger zu Gallensteinen kommt. Schneller Gewichtsverlust wie beim Fasten führt zu einer Mobilisierung von Fett und Cholesterin aus den Fettspeichern. Durch den erhöhten Fettstoffwechsel wird die Leber veranlasst, zusätzlich Cholesterin in die Gallenflüssigkeit auszuscheiden. Zudem verringert sich aufgrund mangelnder hormoneller Signale besonders bei fettarmer Kost die Kontraktion der Gallenblase. Die Entleerung ist somit eingeschränkt und die verweilende Gallenflüssigkeit neigt zunehmend zur Steinbildung.

Erkrankungen: Diabetes mellitus, Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Morbus Crohn, Leberzirrhose, Hypertriglyzeridämie, Chronische Hämolyse, Alkoholismus, Stenosen und Infekte der Gallengänge

Entstehung

In Gallensteinen lassen sich verschiedene auskristallisierte Substanzen und Verbindungen nachweisen, wobei überwiegend Cholesterin und Bilirubin zu finden sind. Auch Kalziumverbindungen und Magnesiumverbindungen sind Bestandteile der Steine. Zudem sind Fettsäuresalze und Polysaccharide nachweisbar.

Zusammensetzung Gallensteine

In Gallensteinen nachweisbar sind:

  • Cholesterin (in 95 % der Steine),
  • das Hämoglobinabbauprodukt Bilirubin (in 30 % der Steine),
  • Kalziumverbindungen wie Apatit und verschiedene Kalziumkarbonate (in 10 % der Steine).
  • in geringen Mengen Magnesiumverbindungen (Struvit), Fettsäuresalze (Palmitat, Stearat) und Polysaccharide [Sch 2006].

Je nach Zusammensetzung werden Gallensteine in Cholesterinsteine, Pigmentsteine und Mischformen unterteilt.

  • Cholesterinsteine (86 % der Fälle) sind hellgefärbte Steine, die zu mindestens 70 % aus auskristallisiertem Cholesterin bestehen.
  • Mischsteine (4,1 % der Fälle) bestehen vorrangig aus Cholesterin und Bilirubin.
  • Pigmentsteine (2,1 % der Fälle) enthalten hauptsächlich Bilirubin sowie Kalziumverbindungen und weisen eine schwärzliche Färbung auf.
  • Gallensteine, die überwiegend aus Kalziumverbindungen bestehen, sind eher selten [Sch 2006].
  • Braune Steine, die zusätzlich bakterielle Abbauprodukte enthalten, werden meist in den Gallengängen gebildet.

In der wässrigen Galle bilden Gallensäuren und Phospholipide Mizellen (Fettkügelchen), die das schlecht wasserlösliche Cholesterin in Lösung halten. Die Leber sezerniert wenig stabile Cholesterin-Phospholipid-Vesikel, die in den Gallenwegen mit Gallensäuren zu stabilen, gemischten Mizellen (Gallensäure-Phospholipid-Cholesterin-Mizellen) werden.

Steigt die Cholesterinkonzentration in der Galle an, wird die Kapazität der Gallensäuren zur Bildung von Mizellen überschritten. Cholesterin bildet folglich mit Phospholipiden große Vesikel, die zwar reichlich Cholesterin transportieren können, aber ohne die stabilisierenden Gallensäuren labil sind. Durch Verschmelzung mehrerer solcher Vesikel entstehen sogenannte Flüssigkristalle, die durch Einlagerung von weiteren Cholesterinmolekülen zu Cholesterinmonohydratkristallen ausfallen. Diese bilden das Grundgerüst für die Cholesterinsteine.

Steinbildung

Grundvoraussetzung für die Gallensteinbildung ist folglich ein Ungleichgewicht von Cholesterin und Gallensäuren in der Galle, welches in den meisten Fällen durch eine übermäßige Cholesterinsekretion aus der Leber verursacht wird. Als Ursache hierfür kommen infrage:

  • eine erhöhte intestinale Cholesterinresorption
  • eine gesteigerte hepatische Cholesterinbiosynthese
  • eine vermehrte hepatische Cholesterinaufnahme aus dem Blut
  • eine verminderte hepatische Speicherung von Cholesterinestern
  • ein gestörter Abbau von Cholesterin zu Gallensäuren in der Leber

Eine Hyposekretion von Gallensalzen ist hingegen nur selten ursächlich für das biliäre Ungleichgewicht. Zusätzlich müssen eine Hypomotilität der Gallenblase sowie ein Überwiegen von Nukleationsfaktoren gegenüber Antinukleationsfaktoren vorliegen.

Da die Bildung von Cholesterinsteinen ein langsamer Prozess ist, würden bei ausreichender Gallenblasenkontraktion Kristalle bereits im Anfangsstadium ausgeschwemmt werden. Bei Gallensteinpatienten wird die Gallenblase hingegen nur unzureichend geleert, sodass ein Gallerest verbleibt, in dem sich die Cholesterinkristalle allmählich zu Steinen entwickeln können. Die Ursachen für die Hypomotilität sind vielseitig. Beobachtet wurde beispielsweise, dass die Gallenblasenmuskulatur von Patienten weniger auf das gastrointestinale Hormon Cholezystokinin reagiert. Zudem lagern sich bei hoher Cholesterinkonzentration vermehrt Cholesterinmoleküle in die Membran der Muskelzellen ein und bewirken eine Versteifung der Gallenblasenwand.

Als Nukleationsfaktoren, die die Kristallbildung beschleunigen, gelten unter anderem Muzine, Kalzium und bestimmte Enzyme wie Phospholipase C. Daneben sind weitere Faktoren wie bestimmte Apolipoproteine bekannt, die die Kristallisation des Cholesterins unterbinden. Eine Überproduktion von Gallenblasenschleim scheint für die Kristallbildung besonders von Bedeutung zu sein. Muzine bilden dabei eine Gelschicht an der Gallenblasenwand, an der sich die Cholesterinkristalle anheften und zu Steinen weiterentwickeln können.

Formen

Bei Gallensteinen wird nach Lokalisation der Gallensteine sowie nach Herkunft unterschieden. Die Symptome sind häufig unspezifischer Art. Häufig treten nach dem Verzehr von fettreichen Speisen starke Schmerzen im Oberbauch auf. Gallenblasensteine verursachen dabei häufiger Beschwerden als Gallenwegsteine.

Einteilung nach Lokalisation der Steine
  • Cholezystolithiasis: Gallensteinleiden der Gallenblase
  • Cholangiolithiasis: Gallensteinleiden der Gallenwege
  • Choledocholithiasis: Gallensteinleiden des Ductus choledochus
Einteilung der Cholangiolithiasis nach Herkunft der Steine
  • primäre Cholangiolithiasis (Gallensteine entstanden in den Gallengängen)
  • sekundäre Cholangiolithiasis (Gallensteine wanderten aus der Gallenblase ein)

Symptome

Typische Symptome sind

  • Druckschmerzen im rechten Oberbauch von mehr als 15 Minuten (bei Abgang von Steinen durch den Gallengang)
  • unspezifische Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Fettes, Gebratenes, Kaffee, kalte Getränke) mit Völlegefühl, Blähungen und Appetitlosigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Symptome treten besonders nach der Nahrungsaufnahme auf und verbessern sich auch nach dem Stuhlgang nicht
  • Bei Verstopfung des Gallengangs durch Gallensteine und Behinderung des Galleabflusses:
    • Gelbsucht (Ikterus) mit Gelbfärbung der Haut und Augen, bräunlicher Urin und entfärbter Stuhl
    • erhöhte Leberwerte

Häufige Begleit- und Folgeerkrankungen sowie Komplikationen

Zu den häufigen Komplikationen zählen die Gallenblasenentzündung (Cholezystitis), die Gelbsucht (Verschlussikterus/ posthepatischer Ikterus) sowie die Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis).

Adipositas und Übergewicht

Mit steigendem Übergewicht erhöhen sich die Cholesterinproduktion und die hepatische Cholesterinausscheidung [Hay 1992]. Insbesondere ein bauchbetonter Fettansatz ist unabhängig vom Body-Mass-Index mit einem höheren Gallensteinrisiko verbunden [Tsa 2006a]. Der Abbau von bestehendem Übergewicht ist folglich ein wesentlicher Schritt, um der Steinbildung entgegenzuwirken.

Die Reduktion des Körpergewichts sollte hierbei langsam erfolgen. Bei einem schnellen Gewichtsverlust (1,5 kg pro Woche und mehr), beispielsweise durch eine extreme Kalorienbeschränkung, wird verstärkt Fett und Cholesterin aus dem Gewebe mobilisiert. Die folgende Überflutung der Leber mit Fetten begünstigt eine hohe Cholesterinausscheidung über die Galle und somit die Steinbildung. Insbesondere bei sehr fettarmen Diäten fehlt der nutritive Reiz zur Cholezystokininfreisetzung und folglich das hormonelle Signal zur Gallenblasenkontraktion. Die Galle verweilt länger in der Gallenblase und das Gallensteinrisiko steigt weiterhin.

In vielen Fällen geht Übergewicht mit einer übermäßigen Energiezufuhr einher. Verschiedene Studien wiesen einen Zusammenhang zwischen hoher Kalorienaufnahme (über 2.500 kcal/ Tag) und Gallensteinhäufigkeit nach (Literatur in [Cue 2004]). Die Energiezufuhr sollte folglich an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden, was teilweise auch einer notwendigen Gewichtsreduktion zugutekommt. Eine starke Kalorienrestriktion ist aus den bereits genannten Gründen allerdings als eher kontraproduktiv einzuschätzen.

Operative Gallenblasenentfernung

Bei einer Gallenblasenentzündung sind bis zur Operation neben der Antibiotika- und Schmerztherapie eine Nahrungskarenz und eine Flüssigkeitssubstitution notwendig, um die Entzündungen abklingen zu lassen. Im Anschluss an die Cholezystektomie empfiehlt sich eine leichte Vollkost, die vor allem aus gut bekömmlichen Lebensmitteln besteht.

Besonders fettreiche Speisen bzw. fette Zubereitungsformen sollten anfangs nach Möglichkeit vermieden werden, da die Fettverdauung durch den fehlenden Gallespeicher eingeschränkt ist. Die Leber produziert zwar nach wie vor Galle, die die Fettverdauung ermöglicht. Die Abgabe einer größeren Gallemenge, die zur Verwertung fettreicher Mahlzeiten notwendig wäre, ist allerdings nicht mehr möglich.

Viele Patienten leiden folglich nach fettigen Speisen unter Völlegefühl, Blähungen und gelblichen Fettdurchfällen, da unverdaute Nahrungsfette in den Dickdarm gelangen und hier von Bakterien zu Gasen umgewandelt werden. Abhilfe schafft in den meisten Fällen eine Beschränkung der Fettzufuhr bzw. die Verteilung auf mehrere kleinere Mahlzeiten. Genaue Höchstmengen zur täglichen Fettzufuhr können allerdings nicht festgelegt werden, da die tolerierte Fettmenge von Patient zu Patient variiert.

Bei wiederkehrenden Beschwerden trotz eingeschränkter Fettzufuhr können Artischockenextrakte eine Linderung verschaffen. Diese regen den Gallefluss an und unterstützen die Verdauung der Nahrungsfette.

Neben der Unbekömmlichkeit fettiger Speisen können nach einer Gallenblasenentfernung auch Unverträglichkeiten gegenüber anderen Lebensmitteln auftreten. Bei einigen Patienten ist es folglich erforderlich, verträgliche Speisen auszutesten.

Diagnose und Diagnostik

Die Basisdiagnostik umfasst die Anamnese sowie die körperliche Begutachtung. Im nächsten Schritt wird ein Ultraschall des Oberbauches durchgeführt. Zu den wesentlichen Laborwerten zählen Entzündungsmarker, Enzyme, der Blutfarbstoff Bilirubin sowie die Leberwerte Gamma-GT und Alkalische Phosphatase.

  • Anamnese und allgemeine körperliche Begutachtung
  • Ultraschall des Oberbauchs
  • Laborwerte (sind nur bei symptomatischen Steinen verändert)
    • Entzündungsmarker BSG und/ oder CRP: erhöht bei Gallenblasenentzündung
    • Gamma-GT: erhöht bei Cholestase und teilweise bei Gallenblasenentzündung
    • Alkalische Phosphatase (AP): erhöht bei Cholestase und teilweise bei Gallenblasenentzündung
    • Bilirubin: erhöht bei Cholestase
    • Transaminasen ALAT (GPT) und ASAT (GOT): teilweise erhöht bei Gallenblasenentzündung
    • Amylase/ Lipase: erhöht bei biliär bedingter Pankreatitis

Betroffene sind häufig übergewichtig. Entsprechende Körpergewichts- und Verlaufsdaten fließen dann in die Anamnese mit ein. Laborparameter geben Hinweise auf eine mögliche Entzündung. Leber- und Nierenwerte geben Hinweise auf vorliegende Gallensteine ebenso wie die Stuhldiagnostik und eine Sonografie. Bei der Ernährungserhebung spielen neben der Energie-, Fett- und Kohlenhydratzufuhr auch Alkoholkonsum, Fettqualität, Nahrungsfaserzufuhr sowie einige Mikronährstoffe eine Rolle.

Anhand der erfassten Parameter können zutreffende Ernährungsdiagnosen gestellt werden. Diese wiederum sind die Ausgangsbasis für Ernährungsziele, diätetische Prinzipien und Ernährungsinterventionen.

Therapie

Die medikamentöse Behandlung von Gallensteinen beschränkt sich auf die Auflösung von Cholesterin-bedingten Gallensteinen durch die Wirkstoffe Ursodesoxycholsäure sowie Chenodesoxycholsäure.

Bei abgeklungener akuter Cholezystektomie oder auch symptomatischen Gallensteinen mit Komplikationen wird in der Regel eine chirurgische Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) durchgeführt. Diese erfolgt heute fast ausschließlich laparoskopisch in einem sogenannten „Knopflochverfahren“.

Gallensteine der Gallengänge sollten auch bei fehlenden Beschwerden möglichst endoskopisch entfernt werden.

Daneben besteht bei unkomplizierten symptomatischen Steinen die Möglichkeit, diese mittels extrakorporaler Stoßwellenlithotrypsie (ESWL) zu zertrümmern, was allerdings mit Koliken beim Steinabgang verbunden sein kann.

Ernährungsziele und diätetische Prinzipien

Ernährungsziele

Kurzfristige Ziele:

  • Abmildern der Beschwerden/Beschwerdefreihei

Mittelfristige Ziele:

  • bedarfsgerechte Zufuhr an essenziellen Nährstoffen, wenn Verzicht auf bestimmte Lebensmittel und/oder Inhaltsstoffe
  • Verbessern der Lebensqualität

Langfristige Ziele:

  • Verhindern/Hinauszögern der erneuten Steinbildung

Diätetische Prinzipien

Allgemein Welcher Faktor hierbei allerdings die treibende Kraft spielt, ist schwer abzuschätzen. Eine Reduktion des Fettgehaltes der Kost beispielsweise geht zwangsläufig mit einer Erhöhung des Kohlenhydrat- und/ oder des Ballaststoffgehaltes einher bzw. führt möglicherweise zu einer Abnahme der Energiezufuhr.

Welchen Einfluss der Fettanteil nun allein ausübt, ist folglich schwer zu beantworten. Hinzu kommt, dass der westliche Lebensstil nicht nur durch eine ungesunde Ernährungsweise, sondern ebenso durch ungünstige Lebensgewohnheiten wie geringe körperliche Aktivität und Stress geprägt ist. Grundlagen für eine spezifische Galleschonkost, wie sie früher verordnet wurde, gibt es folglich nicht.

Eine Umstellung der Ernährung auf reichlich Gemüse und Obst, moderaten Verzehr von Milchprodukten, Eiern, Fleisch und Fisch, die Bevorzugung von Vollkornvarianten und hochwertigen Ölen sowie der sparsame Konsum von Zucker und fettreichen Speisen sind hingegen in jedem Fall empfehlenswert. Spezielle Empfehlungen wie beispielsweise der regelmäßige Verzehr von Weizenkleie, sollten hingegen nicht als zwingend angesehen werden, sondern nur als Möglichkeit, die bestenfalls individuell ausgetestet werden kann.

Prinzipien:

  1. energie- und/oder fettreduzierte Kost
  2. ballaststoffreiche Kost

Nährstoffe und Nahrungsinhaltsstoffe

Die Energiezufuhr sollte den täglichen Energiebedarf decken. Eine energiereduzierte Kost ist bei Übergewicht, eine energiereiche Kost bei Untergewicht empfehlenswert.

Ein hoher Konsum von raffinierten Zuckern wie Saccharose und Fruktose scheint zu einer verstärkten Cholesterinausscheidung über die Galle zu führen. In einer kleinen Cross-Over-Studie verschob sich das Gallegleichgewicht bei den Teilnehmern zu Gunsten des Cholesterins, wenn sich diese vorher sechs Wochen lang zuckerreich und ballaststoffarm ernährten [Tho 1983]. In einem Analyseabschnitt der Nurses‘ Health Study war die Notwendigkeit einer Cholezystektomie bei Frauen, die sich kohlenhydratreich ernährten bzw. die häufig Lebensmittel mit hohem glykämischen Index konsumierten, um das 1,3-fache erhöht. Bezogen auf die glykämische Last war das Risiko um das 1,5-fache erhöht [Tsa 2005a].

Denkbare Mechanismen, wie sich Kohlenhydrate auf die Cholesterinkonzentration in der Galle auswirken, sind:

  • Die Aufnahme von schnell resorbierbaren Kohlenhydraten führt zur Ausschüttung von Insulin. Dieses stimuliert die Cholesterinsynthese und kann folglich zu einer erhöhten hepatischen Cholesterinausscheidung führen.
  • Hypertriglyzeridämie ist ein Risikofaktor für Gallensteine, wobei der Zusammenhang noch relativ undurchsichtig ist. Da bei hohem Fruktosekonsum ebenfalls ein Anstieg des Blutfettspiegels beobachtet wird, sind ähnliche Mechanismen denkbar.
  • Zudem wird dem übermäßigen Verzehr von Fruchtzucker aber auch von Saccharose ein hoher Schuldfaktor am Übergewichtsproblem der westlich orientierten Länder zugeschrieben.

Personen mit erhöhtem Risiko sollten sparsam mit Zucker und Weißmehlprodukten sein. Auch wenn ein direkter Zusammenhang mit der Gallensteinbildung nur wenig belegt ist, trägt ein hoher Konsum raffinierter Kohlenhydrate nachweislich zu wichtigen Risikofaktoren wie etwa Übergewicht oder auch Diabetes mellitus bei.

Das gehäufte Auftreten von Gallensteinen in Ländern mit eher ballaststoffarmer Ernährungsweise nährt die Vermutung, dass eine hohe Ballaststoffzufuhr vor Gallensteinbildung schützt. Die Gabe von 10 bis 50 g Weizenkleie beispielsweise kann die Cholesterinkonzentration in der Galle senken [McD 1978]; [Mar 1986]. Teilnehmerinnen der Nurses‘ Health Studie, die sich ballaststoffreich ernährten (insbesondere unlösliche Ballaststoffe), mussten sich seltener einer Gallenblasentfernung unterziehen, als Frauen, die sich ballaststoffarm ernährten [Tsa 2004c].

Als derzeit gängige Erklärung für diesen Effekt gilt: Ballaststoffe hemmen die Aufnahme der mit Hilfe von bakteriellen Enzymen im Darm gebildeten Desoxycholsäure, wodurch deren Gehalt im Blutserum abnimmt. In der Folge kommt es zu einem Anstieg der Chenodesoxycholsäureproduktion, die normalerweise durch die sekundäre Gallensäure gehemmt wird. Die primäre Gallensäure wiederum drosselt die hepatische Cholesterinbildung und folglich die Cholesterinkonzentration in der Galle [Mar 1988].

Die vielseitig gesundheitsförderlichen Omega-3-Fettsäuren scheinen auch in Bezug auf das Gallensteinleiden empfehlenswert zu sein. Tests mit Fischölkapseln konnten bei betroffenen Personen die Cholesterinkonzentration in der Galle senken [Ber 1992]. Bei übergewichtigen Frauen ohne Gallensteine konnten Omega-3-Präparate das Auftreten von Steinen während einer kalorienarmen Diät mit schnellem Gewichtsverlust verhindern [Mén 2001].

Die Auswirkungen einer hohen Cholesterinzufuhr wurden zwar vielfach untersucht, die Ergebnisse in der Literatur sind jedoch widersprüchlich. So existieren sowohl experimentelle wie auch epidemiologische Studien, die einen positiven, einen negativen oder keinen Effekt beobachteten (Literatur in [Cue 2004]). Zu erklären sind die unterschiedlichen Ergebnisse in erster Linie durch verschiedene Studiendesigns (z. B. Flüssignahrung gegenüber fester Nahrung) oder auch durch ethnische Unterschiede der untersuchten Personengruppen. So kann die Cholesterinaufnahme im Darm aufgrund der Mahlzeitenzusammensetzung oder durch genetische Unterschiede stark variieren. Eine allgemeingültige Empfehlung zur Cholesterinzufuhr kann somit nicht abgeleitet werden.

Ein hoher Konsum transfettsäure-reicher Lebensmittel schien ebenfalls die Gallensteinbildung zu fördern. Interessanterweise war dieser Effekt besonders in Zusammenhang mit Elaidinsäure (trans-Ölsäure) zu beobachten, einer Transfettsäure, die häufig in gehärteten Pflanzenfetten zu finden ist. Transfettsäuren, die natürlicherweise in Milch und Milchprodukten enthalten sind, wie die konjugierte Linolsäure und trans-Palmitoleinsäure hatten kaum bis keine erkennbare Auswirkung auf das Risiko [Tsa 2005b].

In der Nurses‘ Health Studie mussten sich Frauen, die regelmäßig alkoholische Getränke zu sich nahmen, seltener einer Cholezystektomie unterziehen als diejenigen, die niemals oder nur selten Alkohol konsumierten. Dabei sank das Risiko mit steigender Anzahl von Wochentagen, an denen Alkohol aufgenommen wurde [Lei 2003]. Auch in älteren Untersuchungen wurde ein ähnlich positiver Effekt von moderatem Alkoholkonsum beobachtet (Literatur in [Cue 2004]).

Alkohol fördert einerseits die Bildung von Gallensäuren aus Cholesterin, andererseits erhöht ein mäßiger Konsum den HDL-Spiegel im Blut, was sich auf die Gesundheit der Gallenblase auszuwirken scheint. Nichtsdestotrotz sind diese Beobachtungen kein Anlass zu einem übermäßigen Alkoholkonsum, da die toxischen Effekte auf andere Gewebe und Organe, insbesondere auf die Leber, nicht von der Hand zu weisen sind. Gemäß den allgemeinen Empfehlungen sollte die Alkoholaufnahme ein bis zwei Gläser am Tag nicht überschreiten.

In der Health Professionals Follow-up Studie war eine hohe Magnesiumaufnahme mit einem geringeren Risiko für symptomatische Gallensteine verbunden [Tsa 2008b].

Eine hohe Vitamin-C-Aufnahme scheint ebenfalls mit einer verminderten Steinbildung einherzugehen. Personen mit hohen Ascorbinsäure-Serumspiegeln waren seltener betroffen [Sim 2000]. Aus Tierversuchen ist unter anderem bekannt, dass ein Vitamin-C-Mangel das Enzym Cholesterol-7-alpha-Hydroxylase hemmt, welches maßgeblich für die Bildung von Gallensäuren aus Cholesterin verantwortlich ist [Sim 1993].

Einige wenige Hinweise auf eine positive Wirkung gibt es auch für Kalzium, Folsäure und Vitamin E (Literatur in [Cue 2004]).

Lebensmittel und spezielle Produkte

Kaffee beeinflusst eine Reihe von Prozessen, die mit der Gallensteinbildung im Zusammenhang stehen. So förderte dieser unter anderem die Cholezystokininfreisetzung sowie die Gallenblasenkontraktion [Lil 1989] und unterdrückte die Cholesterinsteinbildung im Tierexperiment [Dou 1990].

In der Nurses‘ Health Studie bzw. in der Health Professionals Follow-up Studie waren Gallensteine bei regelmäßigen Kaffeetrinkern seltener anzutreffen als bei Abstinenzlern. Nach den Berechnungen der Wissenschaftler reduzierte der Konsum von zwei oder mehr Tassen Kaffee am Tag das Gallensteinrisiko bei Männern um 40 bis 45 % [Lei 1999] und bei Frauen um 22 bis 28 % [Lei 2002].

Entkoffeinierter Kaffee zeigte keinen Effekt, sodass die protektive Wirkung möglicherweise auf das Alkaloid Koffein zurückzuführen ist. Bei der Bewertung solcher retrospektiven Studien muss allerdings auch die Möglichkeit in Bedacht gezogen werden, dass Personen mit symptomatischen Gallensteinen möglicherweise aufgrund von Beschwerden Kaffee gemieden haben und der niedrige Kaffeekonsum nicht mit dem Auftreten der Gallensteine in Verbindung stand.

Der Konsum von mindestens 5 Portionen Nüssen (etwa 5 Handvoll) pro Woche erwies sich sowohl bei Männern [Tsa 2004a] als auch bei Frauen [Tsa 2004b ] als protektiv.

Hülsenfrüchte

Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Erbsen können den Cholesteringehalt in der Galle erhöhen und Gallensteine begünstigen. Verantwortlich für diesen Effekt sind wahrscheinlich darin enthaltene Saponine, die im Tierversuch die biliäre Cholesterinkonzentration bei den Versuchstieren erhöhten.

Obst und Gemüse

Bei den Teilnehmerinnen der Nurses‘ Health Studie war ein regelmäßiger Obst- und Gemüseverzehr mit einer selteneren Notwendigkeit einer Cholezystektomie verbunden [Tsa 2006b].

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