Eine arterielle Hypertonie ist eine Erhöhung des Blutdrucks auf Werte, die langfristig zu einer Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems führen können. Die Behandlung ist meist von Dauer, wobei eine medikamentöse Behandlung immer mit Lebensstilmaßnahmen kombiniert werden sollte [Lec 2020]. Bluthochdruck ist eine multifaktorielle Erkrankung.
Krankheitsbild Hypertonie im Überblick
Definition und Häufigkeit
Eine arterielle Hypertonie ist eine Erhöhung des Blutdrucks auf Werte, die zu einer Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems führen können und die zur Diagnostik und zur Behandlung des Patienten Anlass geben sollten [Man 2007]. Definitionsgemäß gelten ein anhaltender systolischer Blutdruck von mehr als140 mm Hg und/ oder ein chronischer diastolischer Blutdruck von mehr als 90 mm Hg als Hypertonie [Cho 2003].
Dieser Schwellenblutdruck ist jedoch nur ein flexibler Richtwert: Bei Patienten mit hohem Herz-Kreislauf-Risiko (kardiovaskuläres Risiko) gelten niedrigere Richtwerte als bei Patienten mit niedrigem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das kardiovaskuläre Risiko korreliert direkt mit dem systolischen Blutdruck und dem sogenannten Pulsdruck (Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck) [Man 2007]. Ein erhöhter Blutdruck ist mit einem erhöhten Risiko für einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt, einer Herz- und Niereninsuffizienz sowie einer demenziellen Entwicklung assoziiert [Cho 2003]; [Gre 2000]; [Rao 2008]. Eine systolische Blutdruckerhöhung ist die bedeutendste Determinante für das Sterberisiko weltweit und ist für 7,6 Millionen jährliche kardiovaskuläre Sterbefälle verantwortlich [Cho 2003] [Law 2008].
Die arterielle Hypertonie ist wie der Diabetes mellitus eine Volkskrankheit. Die Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) liegt in den Industrieländern etwa zwischen 25 und 30% [Pri 2001]; [Ega 2010] und steigt mit zunehmendem Alter an. Dabei wird vor allem eine Zunahme des systolischen Blutdrucks registriert, während der diastolische Blutdruck ab dem 60. Lebensjahr absinkt [Pri 2001].
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen der essenziellen Hypertonie sind noch nicht endgültig geklärt. Gesichert ist, dass der Hochdruckkrankheit keine Einzelursache mit einem einheitlichen Ablauf zugrunde liegt. Neben ethnischen und genetischen Einflüssen spielen verschiedene Umweltfaktoren eine bedeutende Rolle.
Begünstigende Faktoren sind verschiedene Ernährungsfaktoren (Übergewicht, Insulinresistenz, erhöhter Alkoholkonsum, vermehrte Kochsalzaufnahme), Stressfaktoren, Rauchen, zunehmendes Alter, Immobilität, niedriger sozioökonomischer Status sowie eine niedrige Kalium- und Kalziumaufnahme. Die relative Bedeutung der einzelnen Faktoren variiert nicht allein zwischen den Individuen, sondern auch mit zunehmendem Alter und in Abhängigkeit der verschiedenen Stadien des arteriellen Hochdrucks.
Die sekundäre Hypertonie ist eine Bluthochdruckerkrankung, der ein anderes Grundleiden als Ursache zugrunde liegt.
Formen und Klassifizierung
Neben der primären oder essenziellen Hypertonie und der sekundären Hypertonie werden noch einige Sonderformen der Bluthochdrucks unterschieden. So gibt es den isolierten Praxishochdruck, oder auch Weißkittelsyndrom genannt, und den ambulanten bzw. maskierter Hypertonus und die maligne Hypertonie.
Primäre oder essenzielle Hypertonie
- betrifft ca. 90 % aller Hochdruckpatienten, Diagnose wird nach Ausschluss einer sekundären Ursache gestellt
Sekundäre Hypertonie
- betrifft ca. 10 % aller Hypertoniepatienten
- tritt z.B. auf als:
- Hochdruck bei Nierenerkrankungen (hierbei wird zwischen Erkrankungen der Nierenarterien und des Nierengewebes unterschieden)
- Hochdruck bei Störungen im Hormonhaushalt (z.B. Conn-Syndrom, Phäochromozytom, Morbus Cushing)
- Hochdruck bei einer Aortenisthmusstenose (angeborene Missbildung der Hauptschlagader)
- Hochdruck beim Schlafapnoe-Syndrom (hier findet sich insbesondere eine nächtliche Blutdruckerhöhung)
Sondeformen
- Isolierter Praxishochdruck („Weißkittelhochdruck“)
- Isolierter ambulanter Hypertonus (Maskierter Hypertonus)
- Maligne Hypertonie
Symptome
Über Jahre hinweg können Beschwerden fehlen, die auch später oft wenig charakteristisch sind. Hinweise auf eine arterielle Hypertonie sind dennoch:
- frühmorgendlich auftretender Kopfschmerz (oft beim Aufwachen im Hinterkopf-Bereich)
- Schlafstörungen
- Schwindel, Ohrensausen
- häufiges Nasenbluten
- Nervosität, Reizbarkeit
- Atemnot unter Belastung
Entstehung und Verlauf
Der Blutdruck ist ein Produkt aus dem Herzzeitvolumen und dem peripheren Gefäßwiderstand. Folglich führen Veränderungen von einem oder beiden Parametern zur Hypertonie. Bisherige Untersuchungen führten bislang zu widersprüchlichen Ergebnissen hinsichtlich der Frage, ob es in der Frühphase der essenziellen Hypertonie primär zu einer Steigerung des Herzzeitvolumens oder zu einer Zunahme des peripheren Gefäßwiderstands kommt.
Ursächlich scheinen diese Veränderungen mit einer erhöhten Aktivität des sympathischen Nervensystems verknüpft zu sein.
Im weiteren Verlauf der essenziellen Hypertonie ist jedoch der erhöhte gesamtperiphere Gefäßwiderstand das entscheidende Kriterium, der in späteren Phasen auch über strukturelle Veränderungen der Gefäßwand vermittelt wird [Kin95]. Neben dem sympathischen Nervensystem stehen noch weitere Faktoren wie gefäßaktive Substanzen, Wachstumsfaktoren und biochemisch-hormonelle Systeme wie das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System in enger Beziehung zur Entwicklung des arteriellen Hochdrucks [Fel 2009]; [Sac 2010].
Eine hohe Kochsalzaufnahme korreliert eng mit der Entwicklung eines Hypertonus, indem eine autoregulatorische Sequenz initiiert wird, die zu einem gesteigerten intravaskulären Flüssigkeits- und Herzschlagvolumen sowie zu einem erhöhten peripheren Gefäßwiderstand und einem systemischen Blutdruck führt [Adr 2007]; [O’S 2006]. Die Blutdruck-Erhöhung geht mit einem gesteigerten Blutfluss in den Nieren einher und führt zu einer erhöhten Flüssigkeits- und Natriumausscheidung mit dem Urin. Bei Patienten mit einer essenziellen Hypertonie hingegen ist die Natriumausscheidung im Urin herabgesetzt. Es wird angenommen, dass den meisten Fällen einer essenziellen Hypertonie ein genetischer Defekt zugrunde liegt. Hierbei sind mehrere Gene involviert, die den Umgang des Körpers mit Natrium in unterschiedlichem Ausmaß beeinflussen und im Kontext einer ungesunden Lebensführung – insbesondere bei exzessiver Kochsalzaufnahme – verstärkt exprimiert werden [Sac 2010]; [O’S 2006].
Häufige Begleit- und Folgeerkrankungen sowie Komplikationen
Beim unbehandelten Hochdruck entwickelt sich im Verlaufe der Zeit eine nachhaltige und oft irreversible Schädigung am Herzen und an den Gefäßen. Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und koronare Herzkrankheit sind die Todesursachen bei 2/3 aller Hochdruckpatienten. Zudem treten langfristig Schäden des Gehirns, der Nieren sowie weiterer Gefäße auf.
Adipositas
Übergewicht, insbesondere bauchbetontes, und Hypertonie sind eng mit einander verbunden.
Epidemiologischen Beobachtungen zufolge liegen die Werte von adipösen Männern 9/ 7 mm Hg (systol./ diastol.) und die von adipösen Frauen 11/ 6 mm Hg höher als die Normalgewichtiger. Wie stark sich eine Gewichtsreduktion auf den Blutdruck auswirkt, ist aufgrund der unterschiedlich designten Studien zu diesem Zeitpunkt allerdings schwer abschätzbar. Eine evidenzbasierte Auswertung der verfügbaren Daten bis 2011 identifizierte aus dem Zeitraum von 1985 bis 1998 lediglich 8 aussagekräftige Studien. Aus diesen ließ sich durch eine durchschnittliche Gewichtsreduktion von 4 kg eine Blutdrucksenkung von 4,5 mm Hg (systol.) bzw. 3,2 mm Hg (diastol.) erzielen [Sie 2011]. In einigen Studien wirkte sich die Gewichtsreduktion noch deutlicher aus. Bei Croft et al. beispielsweise bewirkte die 12-monatige Ernährungsberatung nicht nur einen durchschnittlichen Gewichtsverlust von 6,5 kg, sondern ebenso eine Blutdrucksenkung von 11/ 7 mm Hg [Cro 1986]. Allerdings ist schwer einzuschätzen, welchen Einfluss das niedrigere Gewicht allein und welche Bedeutung die möglicherweise damit verbundene veränderte Ernährungsweise ausübte. Eine Gewichtsreduktion verbunden mit einer Ernährungsumstellung dürfte vermutlich besser wirken als eine reine Kalorienrestriktion. Auch eine Einschränkung des Alkoholkonsums sowie leichtes Ausdauertraining wirken sich hierbei auf das Gewicht als auch auf den Blutdruck gleichsam positiv aus.
Eine Gewichtsabnahme schwächt die Aktivierung der Renin-Angiotensin-Aldosteron-Achse und des sympathischen Nervensystems ab und vermindert die Natriumretention. Eine Reduktion des Bauchfetts verbessert außerdem die Funktion der großen und kleinen Körpergefäße. Neben dem Blutdruck wirkt sich eine Gewichtsnormalisierung auch auf weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Insulinresistenz, Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen positiv aus, sodass diese in Hinblick auf das Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko empfehlenswert ist.
Gefäßschäden
Herz
Bei unbehandeltem oder schlecht eingestelltem Hochdruck kommt es im Verlaufe der Zeit zu einer Verdickung und einer Vergrößerung der linken Herzkammer (linksventrikuläre Hypertrophie), die in der Folgezeit zu einer Beeinträchtigung der Pumpleistung und zu einer verminderten Füllung des linken Herzens mit Blut führen. Folge ist eine Herzinsuffizienz der linken Herzkammer. Die Verdickung, Verengung und Verkalkung (Arteriosklerose) der Herzkranzgefäße führen zur koronaren Herzkrankheit.
Gehirn
Durchblutungsstörungen im Gehirn mit der Folge eines Schlaganfalls entstehen durch eine Arteriosklerose der Gehirnarterien. Zudem kann es zu – meist tödlich verlaufenden – Massenblutungen durch Ruptur von Hirngefäßen kommen.
Nieren
Eine Arteriosklerose der großen und kleinen Nierenarterien führt zu hochdruckbedingten Schrumpfnieren mit der Folge einer Niereninsuffizienz.
Weitere Gefäße
Arteriosklerotische Gefäßwandveränderungen an der großen Bauchschlagader können zur Erweiterung (Aneurysma), zum Einriss der Gefäßinnenhaut oder gar zur Ruptur dieser führen.
Beurteilung des kardiovaskulären Risikos
Die im Folgenden angeführte Tabelle fasst diejenigen Faktoren zusammen, die das Risiko bestimmen, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden und an dieser zu versterben. Der Bluthochdruck ist nur einer unter zahlreichen Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen. Ein bedeutender Risikofaktor für die koronare Herzkrankheit ist das Metabolische Syndrom, das durch abdominale Fettleibigkeit, Hypertonie, veränderte Blutfette und eine Insulinresistenz charakterisiert ist.
Eine besonders verhängnisvolle Risikokonstellation für eine vorzeitige Arteriosklerose sämtlicher Blutgefäße ist das Zusammentreffen von Bluthochdruck und Diabetes mellitus, auch „tödliches Duo“ genannt. Bei Vorliegen eines Bluthochdrucks steigt das Risiko, auch an einem Diabetes mellitus zu erkranken, sprunghaft an (ARIC-Studie) [Gre 2000]. Durch den Diabetes steigt das Risiko eines Herz-Kreislauf-Ereignisses um den Faktor 2-3 bei Männern und um den Faktor 4-5 bei Frauen. Das Risiko von Hochdruckpatienten, einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder eine Herzschwäche zu erleiden oder an ihr zu versterben, verdoppelt sich, wenn ein Diabetes mellitus
Insulinresistenz und metabolisches Syndrom
Die mit dem Metabolischen Syndrom vergesellschaftete Insulinresistenz trägt auf verschiedene Weise zum Bluthochdruck bei. Ein hoher Konsum schnell resorbierbarer Kohlenhydrate führt zu einer regelmäßig hohen Insulinfreisetzung. Insulin wirkt sich dann auf verschiedene Weise auf die Blutgefäße aus [Fer 2012]:
- Stimulation sympathischer Nervenfasern (insbesondere in übergewichtigen Patienten führt ein postprandialer Insulinanstieg zur Dominanz adrenerger, sprich blutdrucksteigernder Signale)
- Stimulation der Zellteilung, wodurch es zu einer Verdickung der Media (muskelzellreiche Mittelschicht der Gefäßwand) kommt und die Blutgefäße dem Blutfluss einen höheren Widerstand entgegen setzen
- antinatriuretische Wirkung, wodurch mehr Natrium und Wasser im Körper zurückgehalten werden, wodurch das Blutvolumen und folglich der Gefäßwiderstand ansteigen.
Insbesondere der Umstand, dass Bluthochdruck bei etwa 2/3 der Typ 2-Diabetiker vorliegt und dessen Auftreten eng mit der Entwicklung einer Hyperglykämie vergesellschaftet ist [Fer 2012], spricht für die Bevorzugung niedrig-glykämisch wirkender Nahrungsmittel.
Neurologische Schäden
Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) kann schon die Organe schädigen, lange bevor die PatientInnen ihre Erkrankung bemerken. Darauf weisen MedizinerInnen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) und der Deutschen Hochdruckliga DHL e. V. (DHL) hin.
So konnten Forscher in der CARDIA-Studie mit über 5.000 TeilnehmerInnen über 30 Jahre verfolgen, dass Bluthochdruck die kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnisleistung und Aufmerksamkeit beeinträchtigt. Zudem zeigte sich bei den Betroffenen verstärkt eine langsamere Gehgeschwindigkeit, eine kleinere Schrittlänge und eine höhere Gangvariabilität [Mah 2020].
Als Begründung geben die Wissenschaftler Gefäßverletzungen im Gehirn, auch als White Matter Lesions bezeichnet, an. Diese führen bei fehlender Behandlung des Hochdrucks zu Schäden der Nervenverbindungen.
Parodontitis
Menschen mit Parodontitis haben ein höheres Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln.
Bei einer Parodontitis entzündet sich der gesamte Zahnhalteapparat. Hierdurch vermehren sich Bakterien in den Zahnfleischtaschen, die das Zahn- und Knochengewebe zerstören kann. Zahnausfälle sind die Folge. Die Bakterien können zudem über den Blutstrom in andere Gewebe und Organe gelangen und Infektionen auslösen.
Auf der systemischen Ebene kann sich unter anderem eine Hypertonie entwickeln. PatientInnen mit Parodontitis wiesen in Studien einen erhöhten systolischen Blutdruck auf [Agu 2021].
Eine frühe Diagnose sowie eine erfolgreiche Behandlung der Parodontitis könnten systemische Entzündungen im Körper dämpfen und die Funktion geschädigter Blutgefäße wieder normalisieren, so die Forscher abschließend.
Diagnose und Diagnostik
Bei der Bestimmung des Schweregrads der Hypertonie ist die Differenzierung zwischen essenzieller und sekundärer Hypertonie entscheidend. Die essenzielle Hypertonie darf erst gestellt werden, wenn andere Ursachen ausgeschlossen wurden. Es werden zudem weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren wie klinische Organschäden und Folge- sowie Begleiterkrankungen evaluiert.
Blutdruckmessung
Durchführung
- Blutdruckmessung durch den Arzt („Gelegenheitsmessung“ oder „Praxismessung“)
- Selbstmessung unter häuslichen Bedingungen durch den Patienten
- Ambulante 24-Stunden – Blutdruckmessung (ABDM)
- Blutdruckmessung unter definierter Belastung
Normalwerte bei einmaliger Messung:
- Praxismessung: ≤ 140/90 mm Hg
- Selbstmessung: ≤ 135/85 mm Hg
- 24-Stundenmessung (Mittelwert): Tagesprofil ≤ 135/85 mm Hg
Normalwerte beim ambulanten Blutdruck-Monitoring:
- Tagesmittelwert: <135/85 mm Hg
- Nachtmittelwert: <120/70 mm Hg
- 24-Stundenmittelwert: <130/80 mm Hg
Die nächtliche Blutdruckabsenkung sollte zwischen 10 und 20 % des Tagesmittelwertes betragen. Im ambulanten Blutdruck-Monitoring korreliert das Herz-Kreislauf-Risiko am besten mit den nächtlichen Blutdruckwerten und mit dem 24-Stundenmittelwert.
Basisdiagnostik
Basisprogramm zur Diagnostik der arteriellen Hypertonie
- Erhebung der Vorgeschichte und der Beschwerdesymptomatik des Patienten
- Körperliche Untersuchung und Labordiagnostik
- Blutdruckmessung an beiden Armen, Pulsstatus an beiden Armen und Beinen, Auskultation des Bauches (Erkennen von Strömungsgeräuschen)
- Protokoll der Blutdruck-Selbstmessung
- Ambulante Blutdruck-Langzeitmessung
- Laborroutine mit Elektrolyten, Nierenwerten, Blutzucker, Cholesterin, HDL-/LDL-Cholesterin, Triglyzeriden , Urinstatus mit Test auf Mikroalbumin
- Diagnostik hinsichtlich einer sekundären Hypertonie nur bei jüngeren Patienten mit schwerem Hochdruck
- Diagnostik bezüglich klinisch noch nicht manifester Organschäden:
- Herz: EKG, Echokardiographie
- Hirnzuführende Arterien: Doppler
- Nieren: Mikroalbumin quantitativ, Bestimmung der Nierenfunktion
- Ermittlung des 10-Jahres Herz-Kreislauf-Risikos
Medikamentöse Therapie
Bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten mit arterieller Hypertonie ist eine medikamentöse Therapie unumgänglich [Man 2007]. Ein Antihypertensivum sollte eine gute blutdrucksenkende Wirkung mit möglichst geringen unerwünschten Wirkungen aufweisen und aus Gründen der Therapietreue (Compliance) in einer täglichen Einmal-Dosierung (24-Stunden-Wirkung) verfügbar sein.
Die Auswahl der Pharmaka richtet sich nach
- dem kardiovaskulären Risikoprofil des Patienten
- den vorhandenen Endorganschäden (Herz, Nieren)
- dem Vorhandensein eines Diabetes mellitus
- eventuell vorhandenen Begleiterkrankungen
- der individuellen Verträglichkeit und
- möglichen Interaktionen mit anderen Medikamenten, die der Patient bereits erhält.
Die fünf Hauptklassen der Antihypertensiva, die in Form einer Mono- oder einer Kombinationstherapie zur Einleitung einer blutdrucksenkenden Behandlung geeignet sind, sind in der folgenden Abbildung ersichtlich. Bei der Mehrzahl der Hochdruckpatienten ist zum Erreichen der Zielblutdruckwerte eine Kombination mehrerer Antihypertensiva erforderlich.
Ernährungsziele und diätetische Prinzipien
Ernährungsziele
Oberstes Behandlungsziel ist die maximale Reduktion Herz-Kreislauf-bedingter Erkrankungen und deren Sterblichkeit. Außer der Hypertonie sind auch Begleit-Risikofaktoren für Herz und Gefäße zu identifizieren und zu behandeln.
Kurzfristige Ziele:
- bei Übergewicht: Gewichtsabnahme
- Blutdrucksenkung (Zielwerte in Abhängigkeit vorliegender Erkrankungen, Deutsche Hochdruckliga e.V. 2011)
- Verbesserung der Lebensqualität
Mittelfristige Ziele:
- bei Übergewicht: weitere Gewichtsabnahme und/oder Gewichtsstabilisierung
- Minimieren von Folgerisiken
Langfristige Ziele:
- bei Übergewicht: Gewichtsstabilisierung
- maximale Reduktion Herz-Kreislauf-bedingter Erkrankungen und deren Sterblichkeit
Extra: Zielwerte Blutdrucksenkung
Ein Cochrane-Forschungsteam untersuchte Studien der letzten 10 Jahre hinsichtlich der Effektivität einer Blutdrucksenkung bei PatientInnen mit Hypertonie. Sie wollten herausfinden, ob sich mit niedrigeren Grenzwerten als in Leitlinien festgeschrieben das Risiko für Folgeerkrankungen und Sterblichkeit weiter senken lässt.
Eine Senkung des Blutdrucks unter 140/90 bringt bei Hypertonie-Betroffenen demnach keine überzeugenden Vorteile mehr. Ein leicht geringeres Risiko zeigte sich für Herzinfarkt und Herzinsuffizienz. Für die Endpunkte Schlaganfall und fortgeschrittene Nierenerkrankungen zeigten sich keine Unterschiede. Auch die Zahl der Todesfälle blieb unbeeinflusst [Arg 2020].
Hintergrund der Relevanz dieser Untersuchung sind unterschiedliche Empfehlungen zur Blutdrucksenkung. Einige Experten und Fachorganisationen fordern Zielwerte von 135/85 oder sogar von 130/80. Bezogen auf die genannten Endpunkte lassen sich diese Forderungen jedoch nicht rechtfertigen.
Diätetische Prinzipien
Bei der Auswahl der diätetischen Maßnahmen zur Hochdruckbehandlung spielen 3 Aspekte eine Rolle:
- Höhe des Blutdrucks (systolisch, diastolisch, Blutdruckamplitude, nächtliches Blutdruckverhalten)
- individuelles Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Organschäden durch den Hochdruck
Die Modifikation von Lebensstilfaktoren ist die Basistherapie für jeden Hochdruckpatienten. Auf diese Weise können sich leichte Hypertonien normalisieren. Eine Veränderung des Lebensstils betrifft alle Hochdruckpatienten in den Phasen vor Beginn einer medikamentösen Therapie und auch während der blutdrucksenkenden Medikation. Obwohl mittelschwere und schwere Hypertonien in jedem Fall eine medikamentöse Therapie erfordern, können auch hier Veränderungen des Lebensstils den Therapieerfolg verbessern.
Diätetische Prinzipien:
- energiemoderate oder -reduzierte Kost
- moderat an Natrium, reich an Kalzium und Kalium
- viel Gemüse, hohe Fettqualität
Untersuchte Kostformen
Allgemeines
Die Wahl der Kostform obliegt den PatientInnen. Als in präventiver und therapeutischer Hinsicht besonders geeignet gilt die mediterrane Ernährungsweise.
Wissenschaftliche Studien, die allein den glykämischen Index von Lebensmitteln bei Hypertonie untersuchten, sind trotz vielversprechender Ergebnisse bislang nicht ausreichend, um konkrete Empfehlungen abzuleiten.
Mediterrane Ernährung
Der Fokus auf lebensmittelbasierte Empfehlungen scheint energie- und nährstoffbezogenen Prinzipien zudem überlegen zu sein. Die mediterrane Ernährungsweise, die reich an naturbelassenen und gering verarbeiteten Nahrungsmitteln aus pflanzlichen sowie tierischen Quellen ist, eignet sich hier besonders. Diese ist gleichzeitig arm an Zucker sowie raffinierter Stärke und Trans-Fettsäuren [Lec 2020].
Fasten/ DASH-Prinzip
Laut einer Interventionsstudie an PatientInnen mit metabolischem Syndrom (inkl. Bluthochdruck) kann eine Fastenperiode zu Beginn einer Ernährungsumstellung den Blutdruck stärker senken.
Die TeilnehmerInnen ernährten sich 3 Monate nach dem DASH*-Prinzip. Die Interventionsgruppe startete die Ernährungsumstellung mit einer 5-tägigen Fastenperiode, die Vergleichsgruppe nicht. Nach den 3 Monaten zeigten sich in der Interventionsgruppe im Vergleich zur anderen Gruppe niedrigere Blutdruckwerte, stärker reduzierte Medikamentendosen und bessere Effekte auf BMI und Körpergewicht [Fas 2021].
*Die DASH-Ernährung ist fett- sowie cholesterinarm und enthält einen hohen Anteil an Gemüse, Obst, Nüssen und Hülsenfrüchten sowie wenig Salz.
Nährstoffe und Nahrungsinhaltsstoffe
Zwischen Bluthochdruck und einem gesteigerten Alkoholkonsum besteht eine direkte Beziehung. Einige Studien deuten darauf hin, dass der blutdrucksteigernde Effekt bereits ab einer Alkoholmenge von 30 g einsetzt [Tom 2006].
Wie stark sich eine Reduktion des Alkoholkonsums auf den Blutdruck auswirkt, ist schwer einschätzbar. Bereits 24 Stunden Abstinenz scheinen sich günstig auszuwirken [Mor 1998]. Neben dem täglichen Konsum ist auch ein Konsum unabhängig von den Mahlzeiten mit einem deutlich höheren Auftreten von Hypertonie verbunden als der wöchentliche Konsum bzw. der Alkoholgenuss zu den Mahlzeiten [Str 2004].
Welche Mechanismen für die blutdrucksteigernden Effekte des Alkohols verantwortlich sind, ist weitgehend unklar. Diskutiert werden eine Stimulation des sympathischen Nervensystems und des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems, erhöhte Kortisolspiegel, eine Hemmung der Stickstoffmonoxid-Wirkung in den Blutgefäßen, Elektrolytveränderungen (vermehrte Kalium- und Magnesiumausscheidung) sowie Einflüsse auf die Insulinsensitivität [Tom 2006].
Gleichzeitig reduziert regelmäßiger Alkoholkonsum auch die Wirksamkeit blutdrucksenkender Medikamente und ist eine der wichtigsten Ursachen für eine schwer einstellbare Hypertonie. Der regelmäßige kontinuierliche Konsum verändert die Verteilung, die Verstoffwechselung und den Abbau von Medikamenten. Insbesondere die Wirkung von Betablockern kann hierdurch beeinträchtigt werden, sodass eine entsprechend höhere Dosis notwendig ist, um den Blutdruck effektiv zu senken. Dies ist allerdings auch stärkeren Nebenwirkungen verbunden, was die Compliance des Patienten beeinträchtigt.
Diese Beobachtungen führen zur Empfehlung, den täglichen Alkoholkonsum auf 20 g (Männer) bzw. 10 g (Frauen) zu beschränken [Wil 2018].
Laut der Nurses Health Study und der Health Professionals’ Follow-up Study mit Kontrolle von insgesamt 115.000 Frauen und Männern über 14 bzw. 8 Jahre vermindert ein hoher Ballaststoffverzehr das Risiko für einen ischämischen Insult (Schlaganfall). Zudem kann sich ein erhöhter Blutdruck durch einen gesteigerten Konsum normalisieren.
Die Effekte sind insgesamt aber eher gering. Eine ballaststoffreiche Ernährungsweise bewirkte nach mehr als 8 Wochen allgemein eine Reduktion um 1,2 mmHg (systolisch) bzw. 1,7 mmHg (diastolisch), während speziell bei Hypertonikern der Effekt deutlicher war (-6,0 mmHg systolisch und -4,2 mmHg diastolisch) [And 2009].
Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nimmt zudem durch die Effekte auf den Zucker- und Fettstoffwechsel sowie die Unterstützung einer Gewichtsabnahme bei bestehendem Übergewicht ab.
Kakao-Flavonoide wirken tendenziell blutdrucksenkend. Bestimmte Flavonoide der Kakaopflanze zeigten in einzelnen Studien positive Effekte auf kardiovaskuläre Ereignisse sowie auf den Blutdruck. Die Empfehlung von Bitterschokolade mit einem hohen Kakaoanteil kann allerdings aus diesen Beobachtungen bislang nicht abgeleitet werden. Die wenigen verfügbaren qualitativ hochwertigen Studien unterscheiden sich in ihrem Design stark voneinander und umfassen größtenteils einen zu kurzen Beobachtungszeitraum, um evidente Schlussfolgerungen zuzulassen. Blutdrucksenkende Effekte wurden vor allem beim Vergleich flavonoidhaltiger mit flavonoidfreien Kakaoprodukten festgestellt. Bekam die Kontrollgruppe hingegen lediglich flavonoidarme Kakaoprodukte, konnte kein signifikanter Unterschied mehr festgestellt werden [Rie 2012].
Auch wenn die Medien wissenschaftliche Untersuchungen zu den positiven Effekten dunkler Schokolade gerne thematisieren, ist von einem höheren Konsum als 1-2 Stücken am Tag – sowohl im Hinblick auf die mangelhafte Aussagekraft der Studienlage als auch in Bezug auf den hohen Kaloriengehalt – abzuraten.
Magnesium ist an der Regulation des Blutdrucks beteiligt. Inwiefern dies therapeutisch bei Bluthochdruck genutzt werden kann, ist immer noch unklar. Zu vermuten ist jedoch, dass eine gesteigerte Magnesiumzufuhr den systolischen Blutdruck durchschnittlich um 2 mmHg senken kann. Der Effekt ist laut Metaanalyse umso wahrscheinlicher, wenn eine Unterversorgung an Magnesium vorliegt [Zha 2016].
Über den Einfluss der Natriumzufuhr wird seit vielen Jahren gestritten. Obwohl die Ernährungsempfehlungen der meisten Fachgesellschaften eine Reduktion der Salzzufuhr für die breite Masse vorsehen, ist der tatsächliche Nutzen trotz zahlreicher Studien nach wie vor strittig. Aus der widersprüchlichen Studienlage lässt sich bislang nur ableiten, dass lediglich ein Teil der Hypertoniker Salz-sensitiv reagiert und von einer dauerhaft niedrigen Kochsalzzufuhr profitiert. Verantwortlich hierfür sind aller Wahrscheinlichkeit nach genetische Faktoren.
Grundlage für die Empfehlungen zum sparsamen Salzkonsum sind Beobachtungen, wonach in Ländern mit einer allgemein niedrigen Kochsalzaufnahme von weniger als 3 g pro Tag die primäre Hypertonie praktisch nicht vorkommt. In Gesellschaften mit einer täglichen Zufuhr von mehr als 5 g ist die Erkrankung hingegen häufig anzutreffen [Adr 2007].
Eine evidenzbasierte Auswertung von 167 qualitativ hochwertigen Studien durch die Cochrane Collaboration ergab, dass sich eine Kochsalzreduktion bei den einzelnen ethnischen Gruppen unterschiedlich stark auswirkt. Vor allem hypertensiven Afrikanern und Asiaten kommt ein sparsamer Konsum zugute [Gra 2011].
In Industrieländern entstammen etwa 75 % der täglich aufgenommenen Natriummenge aus industriell verarbeiteten Lebensmitteln [Lie 2011]. Bereits das Bevorzugen von frischen, wenig verarbeiteten Nahrungsmitteln würde die Zufuhr folglich drastisch senken.
Zudem zeigte sich, dass eine sehr starke Reduktion der Natrium-/Salzzufuhr (<1,5 g bzw. <3,8 g) nur mäßige Effekte auf den Blutdruck hat [Gra 2017].
Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen geben vielmehr Hinweise darauf, dass anstelle einer isolierten Betrachtung der Natriumzufuhr als Risikofaktor für Bluthochdruck vielmehr das Natrium/ Kalium-Verhältnis in der Nahrung von Bedeutung ist. So zeichnen sich Völker, in denen Hypertonie kaum eine Rolle spielt, vor allem durch eine natürliche Ernährungsweise aus. Gemüse und Obst, aber auch frisches Fleisch oder Fisch weisen einen weitaus höheren Kalium- als Natriumgehalt auf. In einer Ernährungsweise mit vorwiegend frischen Nahrungsmitteln überwiegt folglich die Kaliumzufuhr. Bevölkerungsgruppen, in denen Bluthochdruck weit verbreitet ist, sind hingegen durch einen hohen Konsum verarbeiteter Lebensmittel geprägt, in dessen Folge die Natriumzufuhr überwiegt.
Ausgehend vom derzeitigen Kenntnisstand ist eine strenge Kochsalzbeschränkung lediglich bei Salz-sensitiven Hypertonikern empfehlenswert, wobei ein Salzmangel allerdings vermieden werden sollte. Durch eine allgemein natürliche Ernährungsweise mit frischen Nahrungsmitteln und wenig hoch verarbeiteten Produkten kann die Salzzufuhr bereits ohne großen Aufwand nennenswert reduziert werden. Anstelle von Salz-sparenden Maßnahmen sollte sich eine Ernährungstherapie in diesem Punkt folglich eher auf eine generelle Ernährungsumstellung konzentrieren und dem Hypertoniker mehr Kompetenz in seiner Nahrungsmittelauswahl vermitteln.
In klinischen Studien führte eine geringe Kaliumzufuhr (400-625 mg/Tag) verbunden mit einer hohen Natriumaufnahme (6,6-11 g/Tag) zu einer erhöhten Natriumretention und folglich zu einem erhöhten Blutdruck [Kri 1991]. Eine Datenanalyse an über 12.000 Amerikanern, die knapp 15 Jahre begleitet wurde, ergab eine erhöhte Sterblichkeitsrate durch eine hohe Natrium- bei gleichzeitig niedriger Kaliumaufnahme. Eine hohe Kaliumaufnahme ging hingegen mit weniger Todesfällen einher [Yan 2011].
Die langkettigen Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) scheinen blutdrucksenkend zu wirken [Abu 2018] [Mil 2014]. Zugrundeliegende Mechanismen könnten verbesserte Zelleigenschaften, eine höhere Verfügbarkeit des gefäßerweiternden Stickstoffmonoxids (NO) sowie ein hemmender Einfluss auf gefäßverengende Signale sein [Lec 2020].
Lebensmittel, spezielle Produkte und Küchenmanagement
Fermentierte Milchprodukte
Fermentierte Milchprodukte zeigen entgegen früherer Annahmen keine therapeutische Wirkung bei Hypertonie.
In einigen Ländern wie den USA, der Schweiz, Italien oder Japan wird fermentierte Milch als funktionelles Lebensmittel gegen Hypertonie angeboten. Eine evidenzbasierte Metaanalyse der Cochrane Collaboration mit 15 qualitativ hochwertigen Studien fand allerdings nur einen schwach signifikanten Effekt auf den systolischen und keine Auswirkung auf den diastolischen Blutdruck. Die Autoren resümierten, dass fermentierte Milch bei Hypertonie kein geeignetes Mittel zur Blutdrucksenkung ist [Usi 2012].
Entgegen früherer Meinungen scheint sich der regelmäßige Kaffeegenuss nicht nennenswert auf den Blutdruck auszuwirken. In längerfristigen Beobachtungen blieb der regelmäßige Kaffeekonsum ohne Effekt [Mes 2011].
Dieses Ergebnis bezieht sich jedoch nicht auf alle koffeinhaltigen Getränke oder Medikamente. Reines Koffein (z. B. auch in Tablettenform) kann einen moderaten Anstieg des Blutdrucks verursachen. Im Kaffee verhindern somit vermutlich andere Inhaltsstoffe wie beispielsweise die Chlorogensäure die Blutdrucksteigerung [Dam 2020].
Einige Studien geben Hinweise darauf, dass der regelmäßige Konsum von Olivenöl auch bei der Blutdruckkontrolle unterstützend wirken kann [Per 2009]; [Per 2004]. Im Hinblick auf weitere diätetische, blutdrucksenkende Maßnahmen scheint eine mediterrane Kost mit reichlich Gemüse und Obst, wenig Fleisch sowie der Verwendung hochwertiger Öle auch bei Hypertonie empfehlenswert zu sein.
Lebensstil und weitere Therapieoptionen
Akuter und chronischer Stress
Eine chronische seelische Belastung ist ein nicht zu unterschätzender Einflussfaktor auf die Blutdruckerhöhung. So entwickeln im Kloster lebende Nonnen wesentlich seltener einen alterstypischen Bluthochdruck, während im Kontrast hierzu Berufstätige mit einer dauerhaft stressigen Arbeitsumgebung verstärkt zu hohen Werten neigen [Esl 2008].
Chronischer, negativer Stress aktiviert die Stressachse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse), was die Ausschüttung von Stresshormonen wie Kortisol und Noradrenalin führt. Dies wirkt sich ungünstig auf Blutdruck und Herzfrequenz, den Stoffwechsel sowie das Immunsystem aus. Das Erlernen von Stressbewältigungsstrategien kann diesen Mechanismen wirksam entgegentreten [Abu 2018] [Vac 2020].
Maßnahmen zur Stressbewältigung wie Achtsamkeitsübungen, Konflikt- oder Zeitmanagement, Autogenes Training oder stressausgleichende Freizeitbeschäftigungen stellen folglich einen wesentlichen Bestandteil der Hypertonietherapie dar.
Regelmäßige Bewegung wirkt sich positiv auf verschiedene Risikofaktoren aus, die relevant bei Bluthochdruck sind: Es erleichtert die Gewichtsabnahme, unterstützt den Stressabbau, kräftigt Muskulatur und Durchblutung. Gute Effekte sind für ein moderates Ausdauertraining im Umfang von 2,5 bis 5 Stunden wöchentlich in Kombination mit einem Kräftigungstraining 2-mal pro Woche belegt [Vac 2020].
Ein leichtes Ausdauertraining unterstützt die antihypertensive Therapie und senkt den Blutdruck um durchschnittlich 13/ 8 mm Hg, wodurch das Herzinfarktrisiko um bis zu 50 % vermindert wird. Geeignet sind Sportarten wie Walking, Joggen, Schwimmen oder Radfahren in einem Umfang von etwa 3- bis 4-mal pro Woche für 30 bis 45 Minuten bzw. täglich 15 bis 20 Minuten. Isometrische Übungen wie Gewichtheben oder andere Kraftsportarten wirken hingegen blutdrucksteigernd und sollten insbesondere bei nicht-stabiler Blutdruckeinstellung vermieden werden.
Vor Trainingsbeginn ist auf eine gute Blutdruckeinstellung (medikamentös) zu achten, um Blutdruckspitzen und hohe Belastungsphasen zu vermeiden bzw. zu reduzieren [Lec 2019].
Regelmäßiges Stretching scheint dem Gehen/ Spazieren sogar noch überlegen zu sein. Bereits nach 8 Wochen zeigte sich im Vergleich eine effektivere Blutdrucksenkung [Ko 2020].
Nikotinkonsum
Das Beenden des Rauchens hat zwar nur einen geringen blutdrucksenkenden Effekt, allerdings besteht ein günstiger Effekt auf das Herz-Kreislauf-Risiko. Daneben lassen sich auch nicht-kardiovaskuläre Erkrankungen verhindern. Wichtig zu wissen ist außerdem, dass durch das Rauchen positive kardiovaskuläre Wirkungen einiger blutdrucksenkender Medikamente abgeschwächt werden können. Der Verzicht auf Nikotin ist daher obligatorischer Therapiebestandteil [Abu 2018].
Spezielles Atemtraining
Ein spezielles Atemtraining (inspiratorisches Muskeltraining, IMST) könnte einer kleinen Studie zufolge den Blutdruck senken. Die TeilnehmerInnen trainierten dafür täglich 5 Minuten mit einem kleinen Atemgerät. Sie atmeten durch das Gerät gegen einen erhöhten Widerstand, der wohl mit dem Atmen durch eine FFP2-Maske vergleichbar ist.
Das stärkte im Beobachtungszeitraum von 6 Wochen die Atemmuskulatur und das Zwerchfell. Der Blutdruck sank bei den PatientInnen mit Hypertonie um durchschnittlich 9 mmHg. Die Dehnungsfähigkeit der Arterien nahm indes um 45 % zu. Die Konzentration an Stickstoffmonoxid (NO) als Gegenspieler zu arteriosklerotischen Gefäßveränderungen nahm zu. Zudem sanken Entzündungsmarker und Parameter für oxidativen Stress [Cra 2021].
Wie diese Effekte genau zustande kommen, ist noch unklar. Weitere Studien sind geplant.
Unterstützung im Alltag
Blutdruckmessgeräte (Selbstmessung)
Stiftung Warentest hat verschiedene Geräte zur Blutdruckmessung zu Hause (Selbstmessung) getestet (08/2020). Hierbei standen Messgenauigkeit und Wiederholgenauigkeit im Fokus. 17 verschiedene Geräte wurden getestet.
Die Beurteilungen fielen von „gut“ bis „empfehlenswert“ aus, wobei die Teilnote Messgenauigkeit selbst beim besten Messgerät nur befriedigend bekam. Die Sieger im Einzelnen:
- Testsieger insgesamt: Boso Medicus X
- Testsieger Oberarm-Messgerät: Boso Medicus X
- Testsieger Handgelenk-Messgerät: Omron R7 Intelli IT
- Testsieger Messgenauigkeit: Medisana BU 535 Voice (insgesamt 2. Platz)
- Preissieger: Sanitas SBM 22
Oberarm-Messgeräte schneiden in der Messgenauigkeit nach wie vor besser ab als die Handgelenk-Messgeräte. Diese sind jedoch einfacher zu bedienen.
Weitere Informationen sind auf der Website der Stiftung Warentest verfügbar.
Beratungsmaterialien/ Downloads
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