„Eigentlich sind sie überflüssig“ lautet der erste Satz des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in seiner Gesundheitlichen Bewertung von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM). Damit liefert der Satz vortreffliches Streitmaterial. Aber geht es per se darum für oder gegen Nahrungsergänzungen zu argumentieren? Worauf kommt es bei der Bewertung wirklich an? Wir beleuchten im Folgenden das Für und Wider einer Nahrungsergänzung aus verschiedenen Perspektiven und starten den Versuch einer persönlichen Entscheidungshilfe.
Lebensmittelrechtliche Aspekte
Definition
Laut Definition bestehen Nahrungsergänzungsmittel (NEM) aus Nährstoffen wie Aminosäuren, Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen oder bioaktiven Substanzen in konzentrierter Form. Auch Kräuterextrakte zählen dazu. Im Regal stehen die Präparate meist in Form von Pillen, Pulverbeuteln und Kapseln, aber auch als Flüssigampullen und Fläschchen mit Tropfeinsätzen.
Fazit: Ein Nahrungsergänzungsmittel ist ein Konzentrat von Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung allein oder in Zusammensetzung.
Abgrenzung
Nahrungsergänzungsmittel zählen zu den Lebensmitteln – sind also weder Arzneimittel noch Medizinprodukte. Unter den Lebensmitteln unterscheiden sich die Konzentrate zudem von angereicherten Lebensmitteln, Novel Food sowie Lebensmitteln für spezielle Bevölkerungsgruppen. Für die Definition gibt es eine einzige Bedingung: Die Inhaltsstoffe müssen in der Vergangenheit in nennenswertem Umfang in der Nahrung vorgekommen sein. Theoretisch könnten also ebenso Antinährstoffe, die natürlicherweise in Nahrungsmitteln enthalten sind, in konzentrierter Form auf den Markt gebracht werden.
Nahrungsergänzungsmittel werden ihrer Art nach aber eher als Arzneimittel wahrgenommen. Im Gegensatz dazu muss die Wirksamkeit aber nicht nachgewiesen werden. NEM dienen lediglich der Ergänzung der Ernährung und sind auch nicht dazu bestimmt, Krankheiten zu verhindern oder zu heilen. Daher bedarf es für neue Produkte nur einer sogenannten Anzeigepflicht beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Für die Sicherheit und Unbedenklichkeit ist allein der Hersteller verantwortlich. Die Überwachung dieser Produkte obliegt den jeweiligen Lebensmittelüberwachungsbehörden der Bundesländer und erfolgt in aller Regel stichprobenartig.
Fazit: Nahrungsergänzungsmittel sind rechtlich gesehen Lebensmittel, deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden muss. Die Produkte dienen der Ergänzung der Ernährung und nicht der Heilung oder Linderung von Krankheiten.
Das muss auf der Verpackung stehen:
- Bezeichnung „Nahrungsergänzungsmittel“ auf der Verpackung
- Angabe der charakteristischen Inhaltsstoffe
- Angabe der Nährstoffkategorie
- vollständige Deklaration der Inhaltsstoffe zuzüglich Zusatzstoffe
- Angabe der empfohlenen täglichen Aufnahmemenge
- Angabe der Inhaltsmenge und Darreichungsform
- Angabe des Prozentsatzes zur Bedarfsdeckung in Bezug auf die Referenzwerte
- Warnhinweis „Die angegebene empfohlene tägliche Verzehrmenge darf nicht überschritten werden.“
- Hinweis, dass Nahrungsergänzungsmittel nicht als Ersatz für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung verwendet werden sollten
- Hinweis, dass die Produkte außerhalb der Reichweite von Kindern zu lagern sind
- Angabe des Mindesthaltbarkeitsdatums
Aspekte zu Verwendung und Sicherheit
Anwendungsfelder
Derzeit gibt es vermutlich über 3.500 Produkte auf dem Markt. Diese richten sich an verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedlichen Alters und decken eine Vielzahl von Einsatzgebieten ab.
Die häufigsten sind:
- eine bessere Versorgung mit Nährstoffen und Wirkstoffen
- der Ausgleich potenzieller Unterversorgungen bis hin zu Mängeln
- die Unterstützung verschiedenster Körperfunktionen und Reparaturprozesse
- der Ersatz von Stoffen, die der Körper nicht oder nicht mehr selbst bilden kann
- Entgiftung und Regeneration
Seit Juli 2007 gilt die sogenannte Health Claims-Verordnung für alle europäischen Mitgliedstaaten. Diese regelt gesundheits- und nährwertbezogene Angaben auf Lebensmitteln. Es sind nur diejenigen Angaben erlaubt, für die es eine wissenschaftliche Anerkennung und Genehmigung gibt. Da NEM ebenso unter das Lebensmittelrecht fallen, sind auch hier gesundheitsbezogene Aussagen verboten bzw. unterliegen dem Verbot mit Erlaubnisvorbehalt. Es ist untersagt, Lebensmittel unter irreführender Bezeichnung, Angabe oder Aufmachung gewerbsmäßig in den Verkehr zu bringen.
Auch dürfen Nahrungsergänzungsmittel nicht mit Aussagen beworben werden, die sich auf die Beseitigung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten beziehen. Nichtsdestotrotz sind einige Hersteller erfinderisch und finden immer neue Methoden und Versprechen, um ihre Produkte an den Mann zu bringen. Auch hinsichtlich der Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Produkte gibt es große Qualitätsunterschiede.
Fazit: Die Anwendungspalette ist breit. Nahrungsergänzungsmittel dürfen aber nur dann mit gesundheitsbezogenen Aussagen werben, wenn diese wissenschaftlich überprüft und genehmigt wurden.
Sicherheit
Alle Produkte mit Bioaktiven Substanzen, Kräuterauszügen, Aminosäuren, Ballaststoffen und anderen Pflanzenbestandteilen sind nicht auf Unbedenklichkeit oder Wirksamkeit geprüft. Dazu können keine wissenschaftlich gesicherten Aussagen getroffen werden.
Besonders bei den sogenannten Botanicals fehlt es an verbindlichen Vorgaben zu Inhaltsstoffen und Bewerbung. Aus gegebenem Anlass hat das BVL eine Stoffliste erarbeitet, in der Pflanzen und Pflanzenteile hinsichtlich ihrer Verwendung als Lebensmittel oder Lebensmittelzutat beurteilt werden. Diese ist rechtlich ebenfalls nicht verbindlich, sondern soll bei der Einstufung für Behörden, Lebensmittelhersteller und Verbraucher behilflich sein. Auch hier ist der Übertragbarkeit in die Praxis schnell eine Grenze gesetzt, denn die Einstufungen gelten nicht für Zubereitungen aus Pflanzenteilen wie Extrakten oder Isolaten.
Gerade einmal 18 von etwa 600 gelisteten Pflanzen wurden auf Schädlichkeit hin überprüft. Das BfR hält 8 Pflanzen für bedenklich und hat diese verboten. Von einigen wird aufgrund fehlender Daten „nur“ abgeraten. EU-weit existiert auch eine Negativliste für die Verwendung bestimmter Substanzen in Lebensmitteln. Gelistet sind aber bislang nur Extrakte der Pflanzensorten Ephedra und Yohimbe. Aufgrund der unzureichenden Nachweise haben die Verbraucherzentralen wesentliche Kennzeichnungsvorgaben in einem Forderungskatalog zusammengefasst.
Besonders schwierig ist, dass aufgrund der derzeitigen Rechtslage völlig ungeeignete bis bedenkliche Produkte auf den Markt kommen können. „Kalorienblocker“, „Fettbinder“ und andere zur Gewichtsabnahme angebotene Produkte sind mehr als fragwürdig, selbst wenn auf der Verpackung „wissenschaftlich bestätigt“ steht. Auf der anderen Seite gibt es qualitativ hochwertige Produkte, die in bestimmten Situationen durchaus wirksam sind. Für den Verbraucher ist es aber nahezu unmöglich, das eine vom anderen unterscheiden zu können.
Fazit: Nur für wenige Inhaltsstoffe gibt es wissenschaftlich gesicherte Wirksamkeitsnachweise. Da diese rechtlich nicht bindend sind, gibt es ungeeignete, unwirksame und bedenkliche Produkte auf dem Markt.
Produktrisiken
Auch wenn NEM den lebensmittelrechtlichen Vorlagen unterliegen, so werden selbst diese nicht immer erfüllt. Das Europäisches Schnellwarnsystem für Lebensmittel RASFF gibt regelmäßig Warnungen heraus, wenn Produkte nicht-zulässige Eigenschaften aufweisen. Hierzu zählen vor allem:
- Belastung mit Schwermetallen wie Arsen, Blei und Quecksilber
- Belastung mit natürlichen Giften (z.B. Blausäure, Pyrrolizidinalkaloide, Cumarin, Mikrocystine)
- Belastung mit Rauchgasen bzw. Polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK)
- Belastung mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln
- bakterielle Verunreinigungen (z.B. mit Salmonellen) und Schimmelpilzbefall
- Gehalte an nicht zulässigen Zutaten wie nicht zugelassene Arzneistoffe oder neuartige Pflanzen z.B. aus Asien
- zu hoch dosierte Mineralstoffe und Vitamine (z.B. Vitamin A, Vitamin K, Calcium, Selen, Fluorid)
Laut RASFF sind am häufigsten Produkte für Sportler und zur Gewichtsabnahme sowie Potenzmittel von den genannten Eigenschaften betroffen. Auffällig sind auch immer wieder Konzentrate und Pflanzenextrakte aus Asien. Überdosierungen an Vitaminen und bestimmten Mineralstoffen fallen indes häufiger bei Produkten aus den USA auf. Das BfR rät zudem davon ab, Produkte mit Eisen, Fluor, Kupfer, Mangan, Natrium oder Chlorid ohne ärztliche Kontrolle einzunehmen.
Fazit: Gerade aus Übersee und Asien importierte Produkte können verunreinigt und mit Schadstoffen belastet sein. Produkte, die außerhalb der EU produziert wurden, können zu hohe Mengen an einzelnen Inhaltsstoffen enthalten.
Höchstmengen Vitamine und Mineralstoffe
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat Empfehlungen zu Höchstmengen von Vitaminen und Mineralstoffen in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln ausgearbeitet und zuletzt 2021 in einer Stellungnahme aktualisiert [RKI 2021].
Die Empfehlungen tragen den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung und sollen neben dem Risikomanagement auch als Basis für die Schaffung gesetzlicher Höchstmengenregelungen auf EU-Ebene dienen.
Die Höchstmengen leiten sich dabei von drei wesentlichen Parametern ab: den tolerierbaren Tageshöchstmengen (Tolerable Upper Intake Level, kurz UL), den Zufuhrmengen von Vitaminen und Mineralstoffen durch die übliche Ernährung sowie den jeweiligen Zufuhrreferenzwerten (Dietary Reference Values, kurz DRV).
Fazit: Gerade aus Übersee und Asien importierte Produkte können verunreinigt und mit Schadstoffen belastet sein. Produkte, die außerhalb der EU produziert wurden, können zu hohe Mengen an einzelnen Inhaltsstoffen enthalten.
Wechselwirkungen mit Lebensmitteln und Medikamenten
Vorsicht ist auf jeden Fall dann geboten, wenn Nahrungsergänzungsmittel gleichzeitig mit Medikamenten eingenommen werden. Wechselwirkungen wie eine verstärkte oder abgeschwächte Wirkung des Arzneistoffes sind zum Beispiel bei der gleichzeitigen Einnahme von Fruchtsäften oder Gojibeeren bekannt. Ebenso bewiesen sind Interaktionen zwischen Herzmedikamenten und Johanniskraut, Ginseng sowie Ginkgo. Unter Chemo- und Strahlentherapien kann die zusätzliche Einnahme von Antioxidantien die Wirkung der Therapeutika abschwächen.
Wechselwirkungen sind auch zwischen den einzelnen Substanzen in einem Produkt möglich. So behindern sich Zink und Eisen gegenseitig in der Aufnahme ebenso wie Calcium und Magnesium. Pflanzensterine und fettlösliche Vitamine vertragen sich allem Anschein nach nicht. Auch offenbarten groß angelegte Untersuchungen Dosis-abhängige Wechselwirkungen zwischen Nahrungsergänzungen und bestimmten Risikogruppen. So zeigten sich unter hoher Beta-Carotin-Zufuhr negative Effekte bei Rauchern.
Oftmals zweifeln Kritiker die Wirksamkeit isolierter Substanzen grundsätzlich an. Bei vielen isolierten Inhaltsstoffen ist auch noch nicht bekannt, ob und wie diese auf unseren Körper wirken. Bei einigen blieben Effekte nach isolierter Zufuhr aus, da anscheinend der natürliche Verbund des Stoffes in einem Lebensmittel für die Wirksamkeit mit erforderlich ist. Auf der anderen Seite können Ergänzungen essenzieller Nährstoffe einen nachgewiesenen Mangel beheben.
Die Konsequenz daraus: die Wirksamkeit eines isolierten Stoffes kann für jede Substanz anders ausfallen und ist im Einzelfall zu belegen. David McCandless wagte den Versuch, den gegenwärtigen Stand der Forschung in Bezug auf einzelne Inhaltsstoffe in einer Infografik darzustellen.
Fazit: Für viele Inhaltsstoffe sind mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten und anderen Inhaltsstoffen unbekannt. Überdosierungen und Belastungen mit Schadstoffen treten vor allem bei Produkten aus dem Ausland auf.
Praktische Aspekte
Differenzierte Betrachtung
Wer im Internet stöbert, stößt über kurz oder lang auf die Aussage, dass wir alle von Ergänzungen profitieren würden. Das Argument: unsere Lebensmittel sind nährstoffverarmt. Das ist aktuell wissenschaftlich weder zu beweisen noch zu widerlegen. Aber es ist zumindest eine differenziertere Betrachtung angebracht.
Laut dem Ernährungsbericht 2004 haben sich die Nährstoffgehalte in unseren Lebensmitteln in den letzten 50 Jahren kaum verändert. Es gibt aber durchaus Untersuchungen, die dem zumindest für einzelne Pflanzenarten [Fan2008] widersprechen. Grundsätzlich schwankt der Gehalt an Nährstoffen in Abhängigkeit von Sorte, Witterung und Bodenbeschaffung. Professor Helmut Heseker zufolge gibt es Apfelsorten, die nur 3-5 mg Vitamin C enthalten, andere aber bis zu 25 mg. Ein weiterer Einflussfaktor sind seiner Meinung nach die verwendeten Analysemethoden. Diese hätten sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich verändert und lieferten daher auch andere (hoffentlich genauere) Ergebnisse. Andererseits könnten die Gehalte heute sogar deutlich höher ausfallen.
Zink zum Beispiel wird in großen Mengen in der Schweinemast eingesetzt, um Durchfallerkrankungen zu vermeiden. Ein großer Teil des Zinks wird von den Tieren wieder ausgeschieden und gelangt mit der Gülle auf die Felder und damit auch in unsere Lebensmittel. Schlussendlich brauchen die Pflanzen bestimmte Nährstoffe für ihr eigenes Wachstum und Gedeihen. So wird ein Apfel bei einem Mangel an Kalium innen stippig. Und ein Salat ist bei einem Magnesiummangel gelb bis blassgrün.
Einig sind sich Experten zumindest über einige Bevölkerungsgruppen, die einen erhöhten Bedarf an bestimmten Nährstoffen haben. Hierzu zählen zum Beispiel Schwangere und Stillende. Auch Leistungssportler profitieren von bestimmten Aminosäuren, Vitaminen oder Mineralstoffen. Einige Erkrankungen erhöhen ebenfalls den Bedarf. Vor allem Malabsorptionssyndrome und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können zu Unterversorgungen mit Nährstoffen führen.
Zu den sogenannten Risikogruppen zählen auch Veganer und strenge Vegetarier, die auf ihren Vitamin B12-Status achten sollten. Ebenso können chronischer Stress und spezifische Belastungszustände durch Nahrungsergänzungen über einen definierten Zeitraum ausgeglichen werden.
Mögliche Risikogruppen
- Schwangere, Senioren (Omega-3-Fettsäuren, Eiweiß, Zink, Selen)
- Kranke (Malabsorptionsstörungen aller Art)
- Raucher (Vitamin C)
- Veganer und strenge Vegetarier (v.a. Vitamin B12)
- Personen mit chronischem Stress (Vitamin C, Vitamin D), Haarausfall (Selen), gestörter Wundheilung (Selen)
- Personen, die bestimmte Medikamente wie z.B. Säureblocker, Sulfonylharnstoffe/ Metformin, einnehmen (Vitamin B12)
Kritische Nährstoffe
Letztendlich gibt es laut Ernährungsbericht einige kritische Nährstoffe wie Folsäure, Jod und Vitamin D, die auch von der gesunden Bevölkerung nicht immer in ausreichenden Mengen aufgenommen werden. Gerade für Jod gibt es aber sehr widersprüchliche Ansätze, sodass keine klare Meinung abgeleitet werden kann. Auch werden die allgemeingültigen Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, von denen sich alle Höchstmengen, Verzehrempfehlungen und Warnungen ableiten, immer wieder angezweifelt. Hier finden zwar regelmäßig Anpassungen statt. Diese sind aber letztendlich immer nur als Orientierung zu verstehen. Denn mit dem Bedarf an Nährstoffen ist es wie mit dem Geschmack: Dieser ist individuell verschieden und hängt von zahlreichen Faktoren ab.
Fazit: Es gibt Risikogruppen, bei denen Nahrungsergänzungsmittel zur Versorgung mit Nährstoffen beitragen. Hierzu zählen vor allem Schwangere, Veganer und Vegetarier sowie Patienten mit bestimmten Erkrankungen.
Entscheidungshilfe zum Kauf eines Nahrungs-ergänzungsmittels
Ob eine Ergänzung mit spezifischen Nährstoffen oder Pflanzenextrakten für Sie also sinnvoll ist, sollten Sie gründlich, aber letztendlich selbst entscheiden. Von der unüberlegten Einnahme hochdosierter Präparate nach dem „Viel-hilft-viel“-Prinzip raten wir grundsätzlich ab. Auch Produkte mit fragwürdigen Versprechungen sind mit äußerster Vorsicht zu genießen. Grundsätzlich sollten NEM nicht dafür herhalten, einen ungünstigen Lebensstil und Ernährungsfehler auszubügeln.
Die folgenden Fragen sollten Sie vor dem Kauf eines Nahrungsergänzungsmittels beantworten können.
- Was will ich mit der Nahrungsergänzung erreichen? Was verspreche ich mir davon?
- Auf welchen Argumenten und Informationen fußt meine Entscheidung? Sind diese vollständig und stammen aus seriösen Quellen?
- Ist ein potenzieller Mangel oder eine Unterversorgung durch einen Bluttest oder eine andere Untersuchung nachgewiesen?
- Ist es unwahrscheinlich, dass ich den Bedarf durch natürliche Lebensmittel/ andere Quellen decken kann und wenn ja, warum?
- Gehöre ich zu einer der bekannten Risikogruppen mit einem erhöhten Bedarf durch Erkrankungen, Rauchen, Stress, Schwangerschaft oder Ähnlichem?
Auf die folgenden Punkte sollten Sie beim Kauf eines Nahrungsergänzungsmittels achten.
- Sind die zulässigen Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe eingehalten?
- Ist die Produktaufmachung neutral bzw. enthält nur genehmigte und nachgewiesene gesundheitsbezogene Aussagen (Health Claims)?
- Ist die Inhaltsstoffliste laut Stoffliste nachvollziehbar? (Hierzu ziehen Sie am besten einen Experten zurate.)
- Ist die Kennzeichnung eindeutig und mit den nötigen (Warn-)Hinweisen zu Ernährung, Aufbewahrung und Dosierung versehen?
- Gibt es Informationen zur Produktherstellung zum Beispiel in der Packungsbeilage (DIN ISO9001, HACCP, GMP)?
Sollten Sie einige der Fragen nicht beantworten können oder sind sich unsicher, so können Sie sich bei verschiedenen Stellen Rat einholen. Hierzu zählen zum Beispiel die Verbraucherzentralen, Ihr Arzt, vor allem aber auch Ernährungsfachkräfte und Apotheker.
Stellenwert in ausgewählten Indikationen
Krebserkrankungen / Koronare Herzerkrankungen
Die US Preventive Services Task Force (USPSTF) hat ihre Empfehlungen zur Vitamin- und Mineralstoffsupplementation zur Vorbeugung von Krebs [USPSTF 2022] und kardiovaskulären Erkrankungen [O’Con 2022] aktualisiert. Der Nutzen wird auch unter Berücksichtigung neuer Studien weitgehend als nicht ausreichend bis negativ bewertet. Die Empfehlungen für gesunde Erwachsene bleiben somit unverändert:
- Es wird davon abgeraten, Beta-Carotin oder Vitamin E zu supplementieren, um kardiovaskulären Erkrankungen oder Krebs vorzubeugen.
- Für alle weiteren Vitamine und Mineralstoffe, einzeln oder kombiniert, gibt es keine ausreichende Evidenz.
- Für einen Nutzen von Multivitamin-Supplementen gibt es ebenfalls keine ausreichende Evidenz.
Die zusätzliche Einnahme von Beta-Carotin führt zu einem Anstieg von Lungenkrebsfällen, insbesondere unter Rauchenden, und erhöht das kardiovaskuläre Sterblichkeitsrisiko. Das Abraten für Vitamin E beruht auf der nachweislichen Unwirksamkeit gegen Krebs sowie kardiovaskuläre Erkrankungen.
Fazit: Es gibt Risikogruppen, bei denen Nahrungsergänzungsmittel zur Versorgung mit Nährstoffen beitragen. Hierzu zählen vor allem Schwangere, Veganer und Vegetarier sowie Patienten mit bestimmten Erkrankungen.
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